Opferschutz bei Menschenhandel

Die Beratung von FIM in diesem Arbeitsbereich richtet sich in erster Linie an Frauen, die sexuelle Gewalt, Ausbeutung und Zwang in der Prostitution erfahren haben. Die große Mehrheit der Betroffenen von Menschenhandel in unserer Beratung kommt aus dem Ausland, aktuell vorwiegend aus Bulgarien, Rumänien und Nigeria. In geringerer Zahl unterstützt FIM auch Menschen aller Geschlechter, die von Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung außerhalb der Prostitution betroffen sind.

Opferschutz: Beratung, Begleitung, Fachexpertise

Eine große Herausforderung ist es, die von sexueller Ausbeutung und Zwangsprostitution Betroffenen mit den Zielen der Prävention, des Opferschutzes sowie der Strafverfolgung der Täter zu erreichen: Bei den kurzen Kontakten mit der Polizei oder einer Beratungsstelle im Rahmen von Milieukontrollen einerseits oder Streetwork andererseits betonen arbeitsrechtlich legal in Deutschland Tätige (EU-Freizügigkeit) regelmäßig ihre Unabhängigkeit und „Freiwilligkeit“. Hier gilt es, den Betroffenen immer wieder zu signalisieren, dass FIM keine staatlichen Kontroll- bzw. Sanktionsaufgaben wahrnimmt, an ihrer Seite ist, ihre Interessen vertritt und ihnen beisteht.

FIM berät und unterstützt Betroffene von Menschenhandel durch:

  • Erstsprachliche Aufklärung und Information
  • Psychosoziale Beratung und Begleitung
  • Vermittlung von geschützter Unterkunft
  • Sicherstellung von medizinischer und psychologischer Versorgung
  • Information über die Möglichkeiten des Rechtsbeistandes und der Nebenklagevertretung
  • Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung bei Gerichtsprozessen
  • Hilfe zur sprachlichen, schulischen und beruflichen Qualifizierung
  • Hilfe bei der Sicherstellung der materiellen Existenz und bei der Arbeitssuche
  • Partizipation an der deutschen Gesellschaft bzw. Unterstützung bei der Rückkehr und bei der Reintegration in das Herkunftsland über den Kontakt zu Beratungsstellen vor Ort
  • Unsere Beratung steht allen offen, unabhängig von Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung 🏳️‍🌈 🏳️‍⚧️

Prozessbegleitung

Mit dem 3. Opferrechtsreformgesetz wurde die „Psychosoziale Prozessbegleitung“ in die Strafprozessordnung eingeführt (§406), die am 1.1.2017 in Kraft getreten ist. Seit 2018 ist eine FIM-Mitarbeiterin beim Oberlandesgericht Frankfurt am Main als Psychosoziale Prozessbegleiterin anerkannt und kann offiziell von den Gerichten für die Zeugin (auf Antrag) beigeordnet oder ernannt werden, um die Zeugin in allen Belangen des Strafverfahrens zu unterstützen.

Fachexpertise im Asylverfahren

Seit einer Veränderung der sogenannten EASY-Liste (Erstverteilung der Asylbegehrenden auf Bundesländer und Kommunen) im Juli 2017 werden Hessen auch Frauen aus Nigeria und anderen Ländern Westafrikas, die Opfer von Menschenhandel in anderen europäischen Ländern wurden, zugewiesen. FIM wird nun häufiger von Verfahrensberater*innen der Hessischen Aufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete kontaktiert, um Personen, die (potentielle) Opfer von Menschenhandel sind und denen die Abschiebung aus Deutschland droht, zu unterstützen. In diesem Kontext erstellt FIM auch Stellungnahmen und gibt eine Gefährdungseinschätzung im Falle einer drohenden Ausweisung oder Abschiebung.

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Fortbildungen für Fachkräfte

Als Hessische Koordinierungsstelle in der Arbeit gegen Menschenhandel verfügt FIM über breite Expertise. In unseren Schulungen vermitteln wir umfangreiche Kenntnisse an Fachkräfte verschiedener Berufsgruppen – von Mitarbeiter*innen von Aufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete, Behörden wie Jugendämter oder Jobcenter über Fachkräfte in den Strafverfolgungsorganen bis hin zu Sozialarbeiter*innen etc. In unseren Fortbildungen behandeln wir Opferrechte und vermitteln, wie Betroffene von Menschenhandel identifiziert werden können. Ziel ist es, Fachkräfte umfassend für das Thema zu sensibilisieren, damit Betroffene von Menschenhandel die Unterstützung und den Schutz bekommen, der ihnen zusteht und den sie dringend benötigen.

Haben Sie Interesse an einer Fortbildung? Sprechen Sie uns an.

Opferschutz Menschenhandel Fortbildung

Weitere Informationen

Erstsprachliche Infos für Betroffene von Arbeitsausbeutung (deutsch, bulgarisch, rumänisch)


Flyer (PDF) Infos für Betroffene von Arbeitsausbeutung (deutsch, bulgarisch, rumänisch)


Kontakt zum Team „Opferschutz bei Menschenhandel und Arbeitsausbeutung“