Flucht und Asyl

Stetig steigen die weltweiten Flüchtlingszahlen aufgrund von Kriegen, bewaffneten Konflikten, Umweltkatastrophen, Terror und politischer Verfolgung, Armut und fehlender Lebensperspektiven. Die meisten fliehen innerhalb ihres eigenen Landes oder ihrer eigenen Region. Die Frauen, die in den letzten Jahren in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet angekommen sind und weiterhin neu ankommen, stehen vor vielfältigen Herausforderungen. FIM setzt sich für sie ein.

Unsere Themen - Flucht und Asyl

Hintergrund

Mehr als 30 Prozent der Menschen, die in Deutschland Asyl beantragen, sind Mädchen oder Frauen. Neben geschlechtsunabhängigen Fluchtgründen sind sie oft zusätzlich von frauenspezifischen Gewaltformen betroffen:

  • sexualisierte Gewalt
  • kriegsbedingte Vergewaltigungen
  • systematischer sexualisierter Terror, etwa im Zusammenhang mit ethnischen Konflikten
  • Zwangsverheiratung und Kinderehe
  • Genitalbeschneidung (FGM/C)
  • Menschenhandel
  • Armut durch wirtschaftliche Marginalisierung als Frau

Rechtslage

Die rechtliche Situation von Geflüchteten ist individuell sehr unterschiedlich und berührt diverse Rechtsbereiche. Neben dem Aufenthalts- und Asylrecht ist zum Beispiel oft auch das Sozialrecht relevant, wenn es um Leistungsansprüche geht. Auf internationaler und nationaler Ebene gibt es einige Regelungen, die speziell auf vulnerable geflüchtete Frauen abzielen.

Schutzmaßnahmen für weibliche Geflüchtete

Viele weibliche Geflüchtete gelten nach der Aufnahme-Richtlinie der EU (Artikel 21) als besonders schutzbedürftig. Ihnen stehen somit besondere Rechte zu ihrem Schutz und ihrer Unterstützung sowie besondere Verfahrensrechte im Asylverfahren zu:

  • Identifizierung und angemessene Versorgung als vulnerable Personen
  • Umsetzung eines Gewaltschutzkonzepts in Unterkünften
  • separate Unterbringungsmöglichkeiten sowie Schutzräume für Alleinreisende oder von Gewalt betroffene Frauen
  • erstsprachliche Informationen
  • Einbindung weiblicher Dolmetscher*innen
  • Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter*innen in Gemeinschaftsunterkünften

Die Lage der Betroffenen

Viele unserer Klientinnen suchen Rat und Unterstützung zur Bewältigung des Alltags im neuen Land. Auch der Umgang mit Konflikten oder Gewalt in Familie, Partnerschaft oder dem weiteren Umfeld ist immer wieder Thema. Dabei wird oftmals deutlich, wie vielen unterschiedlichen Belastungen die geflüchteten Frauen ausgesetzt sind.

Belastung durch das Leben in der Gemeinschaftsunterkunft

Durch den Wohnungsmangel müssen Geflüchtete in Frankfurt oft sehr lange in Gemeinschaftsunterkünften leben. Die Wohnsituation dort ist schwierig – vor allem für Frauen:

  • Nicht überall gibt es die Möglichkeit zu kochen, die Versorgung der Familie ist schwierig.
  • Die Wohnverhältnisse sind beengt und bieten wenig Privatsphäre.
  • Dadurch steigt das Risiko, Gewalt, Übergriffen und sozialer Kontrolle ausgesetzt zu sein.
  • Andere Konflikte können dadurch verstärkt werden.

Die Bewältigung von traumatischen Erlebnissen ist durch die psychische Belastung und das Gefühl der Ausweglosigkeit erschwert.

Patriarchale Gewalt

Die sozio-kulturellen und bildungsbezogenen Hintergründe der geflüchteten Frauen sind vielfältig. Ein Teil von ihnen kommt aus streng patriarchal geprägten Gesellschaften und ist mit rigiden Konventionen aufgewachsen. Diese Mädchen und Frauen sind oft von spezifischen Gewaltformen wie Gewalt im Namen der „Ehre“, aber auch Kinderehe oder Polygamie betroffen. Die Erfahrungen zeigen, dass Frauen eher in Gewaltsituationen verbleiben, wenn ein geringer Bildungsstand mit verinnerlichten patriarchalen Werten und Strukturen zusammenkommen und die Angst dominiert, den Alltag ohne männlichen Schutz gestalten zu müssen. Zudem fehlt vielen Frauen das Wissen über Rechtslage, Hilfestrukturen und Möglichkeiten zur alternativen Lebensgestaltung.

Beratung und Empowerment

Die komplexe Lebenssituation vieler Betroffener erfordert eine umfangreiche, qualifizierte, spezialisierte und sensible Beratung und einen der besonderen Lebenslage angepassten Schutz. Die Herausforderung besteht darin, geflüchtete Frauen und Mädchen über ein niedrigschwelliges Angebot anzusprechen und den Zugang zur kommunalen Infrastruktur und zu bestehenden Hilfeeinrichtungen herzustellen. Ziel unserer Arbeit ist, die Selbstbestimmungs- und Handlungspotentiale geflüchteter Frauen zu stärken und ihre gesellschaftliche Teilhabe zu fördern.

Wir beraten zu folgenden Themen:

  • Spracherwerb und Arbeit, Ausbildung, Beruf
  • Umgang mit Behörden
  • aufenthaltsrechtliche Fragen
  • Familie und Partnerschaft
  • Kindererziehung / Schule
  • Unterbringung
  • Sicherung des Lebensunterhalts
  • Gesundheit
  • Trennung und Scheidung
  • Gewalt in jeglichem Kontext

Workshops für Geflüchtete:

Neben der Einzelfallhilfe bietet FIM Empowerment-Workshops in Unterkünften für Geflüchtete in Frankfurt und Umgebung in den wichtigsten Herkunftssprachen an. Hier behandeln wir in geschütztem und vertrauensvollem Rahmen wichtige Themen, die die Frauen bewegen: Von Weiterentwicklungsmöglichkeiten über Kindererziehung und Gesundheitsfragen bis hin zu Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit.

Advocacy und Vernetzung

Vernetzung ist ein elementarer Bestandteil unserer Arbeit. In der konkreten Beratungsarbeit kooperieren wir eng mit zahlreichen Einrichtungen und Behörden. Die praktischen Erfahrungen und Probleme aus unserer täglichen Arbeit mit den Klient*innen tragen wir auch in die (Fach-)Öffentlichkeit und in die Politik, damit die Anliegen von Migrantinnen und ihrer Familien dort Gehör finden.

Im Bereich Flucht und Asyl ist FIM Teil folgender Netzwerke und Kooperationen:

  • Vernetzungstreffen der diakonischen Projekte – „Empowerment von Flüchtlingsfrauen“, Diakonie Deutschland
  • Arbeitskreis “Frauen und Asyl”
  • Kooperation mit verschiedenen Trägern von Unterbringungseinrichtungen für Geflüchtete in Frankfurt und Umgebung