Aus ganz freier Wahl und ohne äußere Zwänge sind die wenigsten unserer Klientinnen tätig: Für fast alle ist der Job unter den schlechten Optionen, die sie haben, noch die beste.
Viele der konkreten Probleme, die die Frauen haben, hängen mit den problematischen Kräfteverhältnissen im Sexgewerbe zusammen: Die Betreibenden der Prostitutionsstätten und deren Netzwerke, aber auch die Freier sind in einer viel stärkeren Position als die Frauen, die sich deswegen schwer gegen Willkür, wirtschaftliche Ausbeutung und auch Gewalt wehren können. Ihre Lage ist gekennzeichnet durch mangelnde Absicherung auf diversen Ebenen: Ohne Krankenversicherung, ohne Altersvorsorge und Rücklagen, um Verdienstausfälle zu kompensieren, sind sie enorm vulnerabel. Oft spielt sich der ganze Alltag der Frauen im Milieu ab. Die meisten haben auch keinen eigenen Wohnraum, sondern werden von den Bordellbetreibenden (gegen hohe Mieten) untergebracht. So haben sie kaum Rückzugsmöglichkeiten und Gelegenheit, jenseits der Szene in Deutschland anzukommen und gesellschaftlich teilzuhaben.